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Kein privates Veräußerungsgeschäft beim häus­li­chen Arbeitszimmer

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Gericht / Az:
BFH, Urteil vom 1.3.2021 IX R 27/19
Fundstelle:
juris
Gesetz:
§ 4 Abs. 5 Nr. 6b EStG , § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Satz 3 EStG
Streitfrage:
Fällt ein häusliches Arbeitszimmer unter die Steuerbefreiung für eigene Wohnzwecke bei § 23 EStG?

Kein § 23 EStG für selbstgenutztes Wohneigentum

Bei den privaten Veräußerungsgeschäften gibt es eine Ausnahmeregelung für zu eigenen Wohnzwecken genutztes Wohneigentum (§ 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Satz 3 EStG)1 .

Kein anteiliger Ver-äußerungsgewinn bei Arbeitszimmer

Wird eine zu eigenen Wohnzwecken genutzte Eigentumswohnung innerhalb der zehnjährigen Haltefrist des § 23 EStG veräußert, gilt die Aus­nah­me­re­gelung des § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Satz 3 EStG auch für ein zur Erzie­lung von Überschusseinkünften genutztes häusliches Arbeitszimmer. Das bedeutet, dass die gesamte Wohnung einschließlich des häuslichen Arbeitszimmers von der Besteuerung ausgenommen ist.

Begünstigung gilt auch für Arbeits­zimmer

Weder der Wortlaut noch die Gesetzesbegründung und der Gesetzeszweck bie­ten einen Anhaltspunkt dafür, dass der Gesetzgeber ein häusliches Ar­beits­zimmer von der Begünstigung ausnehmen wollte.

Praxishinweise

Mit diesem Urteil widerspricht der BFH der Verwaltungsauffassung2. Die Verwaltung ist bislang der Ansicht, dass bezüglich des Arbeitszimmers keine Nutzung zu eigenen Wohnzwecken vorliegt und deshalb kann ein privater Veräußerungsgewinn anteilig auf das häusliche Arbeitszimmer entstehen. Für die Ermittlung des Veräußerungsgewinns gibt es eine Sonderregelung für den Fall, dass das Arbeitszimmer aufgrund von § 4 Abs. 5 Nr. 6b EStG nur beschränkt abzugsfähig ist3.

Einsprüche, die kraft Gesetzes nach § 363 Abs. 2 Satz 2 AO ruhen4, können bearbeitet werden.

Diese Grundsätze gelten jedoch nicht im betrieblichen Bereich: Beendet der Steuerpflichtige seine berufliche Tätigkeit oder verkauft er seine Im­mobilie, ist der Gewinn - soweit er anteilig auf das Arbeitszimmer entfällt - steuer­pflichtig, selbst wenn die Aufwendungen einschließlich Ab­schrei­bung jahrelang nur begrenzt abziehbar waren. Eine Gewinn­korrektur im Hinblick auf den nicht abzugsfähigen Teil der AfA kommt nicht in Betracht5.


Fußnoten anzeigen


  1.  ]BMF, Schreiben v. 5.10.2000 IV C 3 - S 2256-263/00, BStBl 2000 I S. 1383, Rz. 16.
  2.  ]BMF, Schreiben v. 5.10.2000 IV C 3 - S 2256-263/00, BStBl 2000 I S. 1383, Rz. 21.
  3.  ]BMF, Schreiben v. 5.10.2000 IV C 3 - S 2256-263/00, BStBl 2000 I S. 1383, Rz. 39.
  4.  ]OFD Nordrheinwestfahlen, Kurzinformation ESt Nr. 04/2020 v. 11.5.2020, DB 2020 S. 1149.
  5.  ]BFH, Urteil v. 16.6.2020 VIII R 15/17, BSBl 2020 II S. 841; Immer aktuell I/2021 S. 13.